Lebenslauf als „Fake News“-Quelle

Heute schon über „Fake News“ gestolpert? 163 Millionen Treffer zeigt Google an, tippt man den Begriff in die Suchzeile ein. Was viele mitarbeitersuchende Arbeitgeber nicht ahnen: Auch in Lebensläufen tummeln sich mitunter solche „alternative Wahrheiten“.

 

Machen wir uns nichts vor. „Fake News“ sind keine Erfindung der Neuzeit, es gab sie schon lange vor dem Internetzeitalter. Die wohl ältesten dokumentierten „Fake News“ im Lebenslauf finden sich übrigens in Ägypten. Im Jahr 1.274 v. Chr. scheiterte Pharao Ramses II grandios gegen die Hethiter bei der Schlacht um Kadesch. Zuhause ließ er sich trotzdem als glorreichen Sieger feiern und seinen angeblichen Erfolg in Stein meißeln. Ich erlebe das leider immer wieder: Mal ernennt sich eine Praktikantin im Nachhinein in ihrem Lebenslauf selbst zur Assistentin der Geschäftsleitung, mal erweist sich ein angeblich bedeutendes Projekt als triviale Seifenblase.

Gutgläubige Personaler
Es ist erschreckend, mit welcher Gutgläubigkeit selbst große Unternehmen den Lebenslauf eines Stellenbewerbers akzeptieren – selbst bei höchst verantwortungsvollen Positionen. Erst letztes Jahr kam beispielsweise durch Zufall heraus, dass ein Schiffsarzt auf dem beliebten Kreuzfahrtschiff „AidaVita“ in Wahrheit nicht ein einziges Semester Medizin studiert hatte. Fünf Jahre lang konnte der Krankenpfleger sein Unwesen treiben – und mehr als 1.000 Patienten behandeln.

Was ich Ihnen deshalb dringend ans Herz lege: Schauen Sie sich den Lebenslauf nicht nur an. Prüfen Sie ihn auch! Hinterfragen Sie! Sprechen Sie Ungereimtheiten im Lebenslauf an! Scheuen Sie sich nicht, frühere Arbeitgeber anzurufen! Verantwortungsvolle Personalmanager haben Verständnis für solche Rückfragen. Ich selbst mache das generell – und teile das den Bewerbern auch im ersten Interview vorab mit.

Lebenslauf

Lebenslauf checken
Aber nicht nur auf „Fake News“ sollten Sie im Lebenslauf achten. Ich gebe Ihnen am besten eine Checkliste zur Hand, die Sie als Vorlage nutzen können, wenn Sie das nächste Mal einen Lebenslauf vor sich haben:

  1. Prüfen Sie die äußere Form (hier sollten Sie alle folgenden Fragen mit „Ja“ beantworten können):
    a) Ist für den Lebenslauf ordentliches, weißes Papier verwendet worden?
    b) Sind Rechtschreibung und Zeichensetzung korrekt
  2. Prüfen Sie den Inhalt
    a) Gibt es Lücken im Nachweis von Ausbildungs- und Arbeitsdaten?
    Eine vorübergehende Arbeitslosigkeit muss kein Ausschlusskriterium sein. Warum hat der Bewerber die Stelle verloren und vor allem: Wie hat er die beschäftigungsfreie Zeit genutzt?
    b) Wie häufig wurde der Arbeitsplatz gewechselt – und warum?
    c) Gab es Berufswechsel?
    d) Kann eine Karriereplanung bzw. ein Lebenskonzept erkannt werden?
    e) Ist eine Bereitschaft zur Weiterbildung erkennbar bzw. haben die   Weiterbildungsmaßnahmen einen Bezug zum Beruf?
    f) Welche Freizeitinteressen gibt es?
    Hier lassen sich oft „Soft Skills“ oder Charaktereigenschaften gut erkennen. Engagement im Vorstand zeigt beispielsweise, dass der Bewerber bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, andere begeistern kann und Führungsqualitäten besitzt. Vorsicht allerdings bei Extremsportlern.

Damit die nächste Einstellung ein Erfolg wird, möchte ich Ihnen heute außerdem ein kleines Geschenk machen. Sie erhalten von mir hier kostenlos eine Hilfe für die Einschätzung des Lebenslaufs von Bewerbern. Oft lässt sich damit schon recht zielsicher beurteilen, ob hier ein A-, B- oder C-Mitarbeiter einen Arbeitsvertrag haben möchte.

Sie sehen: Ein Lebenslauf ist weit mehr als eine bloße Formsache. Lassen Sie sich die Informationen, die sie aus ihm entnehmen können, nicht entgehen.