Seit Daimler die Gesundheitsprämie bei sich eingeführt hat, geht es in Presse und Web hoch her. Daimler zahlt einem Mitarbeiter, der keine krankheitsbedingten Fehltage hat, 300 Euro im Jahr. Daraufhin wurde eine Welle der Empörung losgelöst. Auf der Facebook-Seite von Daimler wird kommentiert, was das Zeug hält: „Nicht die Gesundheit steht an erster Stelle, sondern der Profit“, oder auch „Krank zur Arbeit – Super Sache“.
Auch wir bei tempus haben eine Gesundheitsprämie und sind damit sehr glücklich. Die Spielregeln sind ganz einfach:
- Jeder Mitarbeiter, der in einem Halbjahr nicht krank war, erhält die Gesundheitsprämie in Höhe von 100 Euro (Azubis die Hälfte).
- Jeder Mitarbeiter hat das Recht, Krankzeiten durch Urlaub/Gleitzeitguthaben auszugleichen. Dies muss allerdings unverzüglich geschehen. Man kann also nicht bis zum Ende der sechs Monate warten, um zu sehen, ob sich die Verrechnung mit Gleitzeitguthaben rechnet.
Ist der Mitarbeiter auch nur einen Tag krank, ist das Geld futsch. Weil das für viele Leute immer noch unerhört klingt, war vor kurzem ein Fernsehteam vom SWR bei uns, das mich und einige andere Unternehmer, die bei uns im Sprinter-Club sind und gerade im Haus waren, zu diesem Thema befragt hat.
Mein Standpunkt ist ganz einfach dieser: Unser Ziel ist es, Mitarbeiter zu Mit-Unternehmern zu machen. Meine Mitarbeiter sollen sich gewissermaßen selbst als Unternehmer sehen – und auch so handeln.
Dazu gehört in erster Linie eigenverantwortliches Handeln:
- Schleppt sich ein kluger Unternehmer krank zur Arbeit?
(Nein, das tut er nicht.)
- Denkt sich ein kluger Unternehmer, dass er lieber die 100 Euro mitnimmt, und dafür beispielsweise 8 Stunden von seinem Gleitzeitkonto abbuchen lässt?
(Ja, so denkt er.)
- Sorgt sich ein kluger Unternehmer auch um das Wohlergehen seiner Kollegen, die er möglicherweise ansteckt, wenn er krank zur Arbeit käme?
(Ja, das tut er und wird möglicherweise einige Dinge von Zuhause erledigen.)
Früher waren Mitarbeiter durchschnittlich 7 % krank, heute sind es 4 %. Übrigens: In den USA sind es 2 % und in Japan unter 1 %. Bei uns ist die Krankheitsquote ungefähr 1 %. Es gibt Berufsgruppen, wo die Krankheitsquote über 10 % ist. Das sind aber nicht die Bauarbeiter, die bei Wind und Wetter draußen sind, sondern in erster Linie Lehrer und Beamte (trotz klimatisiertem Büro).
Dass wir die Prämie streichen, auch wenn der Mitarbeiter nur einen Tag krank war, hat einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Jährlich entsteht ein volkswirtschaftlicher Schaden von über 1,2 Milliarden Euro, allein durch Fehltage verursacht. Wenn man aber bedenkt, dass der Arbeitgeber zur vollen Lohnzahlung verpflichtet ist, entstehen sogar Kosten von jährlich über 130 Milliarden Euro. Wir versuchen, genau dies dem Mitarbeiter zu erklären, nämlich dass eine Stunde nicht 10-20 Euro kostet, wie er denkt, sondern eher 50-100 Euro. Dann ist klar, warum bei einem Tag Krankheit die 100 Euro weg sind. Dass es nicht um Ausbeutung geht, kann man auch daran erkennen: Es gibt bei uns kostenloses Obst, Massagen, Zugang zu einem lokalen Fitness-Center usw. Auch die Gesundheitsprämie wird somit als ein wertschätzendes Angebot angenommen.
Und wen‘s interessiert: Hier der Link zur 4-Minuten Sendung.