Viele unserer Kunden haben die ABC-Strategie verstanden und den Recruitingprozess entsprechend ausgerichtet – leider oft nicht bei Praktikanten. Für Fach- und Führungskräfte gibt es gut ausgearbeitete Fragebogen, Unterlagen und für jeden Schritt im Prozess eine detaillierte Beschreibung. Selbst bei Auszubildenden hat man noch einen Auswahlprozess eingerichtet.
Bei Praktikanten allerdings scheint eitel Sonnenschein und Zuversicht zu herrschen. Man ist froh, wenn sich überhaupt jemand bewirbt. Aber auch Praktikanten können einen ähnlich großen Einfluss auf das Unternehmen haben wie jeder andere Mitarbeiter. Im schlimmsten Fall kann der Praktikant einen A-Mitarbeiter vertreiben, weil der an seiner Personalabteilung verzweifelt, die ihm immer wieder mal einen C-Praktikant „beschert“.
Auf der anderen Seite können Praktikanten aber auch einen enormen Mehrwert für das Unternehmen bringen:
– Projekte, die bisher immer verschoben wurden, können endlich umgesetzt werden.
– Gute Praktikanten bringen neue Ideen und Einfälle mit und können das Unternehmen dadurch bereichern usw.
Doch um so einen Nutzen zu erzielen muss die Spreu vom Weizen getrennt werden, und dafür braucht es einen gut durchdachten Auswahlprozess. Wir bei tempus sichten jede Bewerbung sofort und schicken dem Bewerber innerhalb von 24 Stunden einige Fragen zu. Danach wird ein Telefoninterview geführt, um bei bestimmten Stellen im Lebenslauf nachzuhaken oder bei Antworten auf Fragen nochmal genauer einzugehen. Wenn der Bewerber hier überzeugen kann, wird er zum Vorstellungsgespräch eingeladen.
Damit man entscheiden kann, wer womit überzeugt, ist es wichtig, sich bestimmte Kriterien zu überlegen, die erfüllt sein müssen. Bei uns im Haus gibt es ein nicht verhandelbares Kriterium, nämlich: Der Führerschein. Einen Praktikanten ohne Führerschein können wir nicht einstellen. Da ich viel unterwegs bin, nützt mir ein Praktikant ohne Führerschein leider gar nichts.
Wir haben 7 weitere Kriterien für die Einstellung von Praktikanten, und 5 von diesen 7 Kriterien sollten erfüllt sein.
- Engagement in einem Verein
Wer sich in seiner Freizeit für eine Sache interessiert und engagiert, sammelt dort wertvolle Erfahrungen: Er arbeitet im Team mit andere Menschen, er übernimmt Verantwortung und er begeistert sich für etwas, das ihm am Herzen liegt.
- Praxiserfahrung
Ein Praktikant sollte schon vor seinem Praktikum bei uns Praxiserfahrung gesammelt haben. Es geht nicht darum, dass er schon alle Abläufe kennt oder bereits eine Ausbildung gemacht hat. Es geht darum, dass er schon erfahren haben soll, was Arbeit bedeutet. Das kann z. B. auch durch einen Ferienjob der Fall sein.
- Flexible Arbeitszeiten
Bei uns gibt es ein Prinzip, das heißt: Es wird gearbeitet, wenn Arbeit da ist und es wird nicht gearbeitet, wenn keine Arbeit da ist. Der Bewerber sollte sich darauf flexibel einstellen können.
- Bücher lesen
Sachbücher sind die günstigste Form der Weiterbildung. Daher sollten sich auch Praktikanten mit Sachbüchern beschäftigen. A-Mitarbeiter lieben Weiterbildung. Sie lesen in 12 Monaten mindestens ein Sachbuch.
- Perspektive
Ein A-Mitarbeiter hat einen Plan für sein Leben. Auch wenn das als Student oder Berufsanfänger schwierig sein kann, sollte sich der Praktikant wenigstens Gedanken darüber gemacht haben, was er in den nächsten 5-10 Jahren erreichen möchte. Idealerweise hat er das auch schriftlich festgehalten.
- EDV-Kenntnisse
Der Computer ist aus dem heutigen Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Daher ist es wichtig, dass Praktikanten sich mindestens im Studium mit den gängigen Office-Anwendungen beschäftigt haben. Außerdem sollten Praktikanten sich für Technik interessieren, um z. B. bei Vorträgen Beamer und Laptop anschließen zu können.
- Was weißt du über unser Unternehmen?
In dieser Frage geht es nicht darum, sich berieseln zu lassen und zu hören, wie toll das Unternehmen ist. Diese Frage soll klären, ob sich der zukünftige Praktikant wirklich mit Ihnen beschäftigt hat – also ob er zum Beispiel auf Ihrer Website war, um sich genauer über Ihre Firma zu informieren. Natürlich muss der Praktikant die Inhalte nicht auswendig lernen.
Diese Kriterien können Sie beliebig erweitern, verkürzen und an Ihr Unternehmen anpassen. Wichtig ist, dass es auch klare Regeln im Auswahlprozess für Praktikanten gibt, damit die Entscheidung über den nächsten Praktikanten nicht aus dem Bauch heraus getroffen wird.