Dieser Tage schreibt mir ein Unternehmer in dramatischer Offenheit:
„Ich war – so muss ich zu meiner Schande heute zugestehen – definitiv ein C-Unternehmer. Ich habe in den Jahren zwischen 1998 und 2007 viele brillante, zeitgemäße und hervorragende Konzepte und Investmentideen entwickelt, aber habe mich für deren Umsetzung den Nächstbesten, der in meinem Büro aufgekreuzt oder der mir auf einer Veranstaltung begegnet ist, mit großer Überzeugungskunst damit beauftragt, diese Ideen für mich zu verwirklichen. Referenzen? Zielvereinbarungen? Kontrollen? Sanktionen? Konsequentes Personalmanagement? Keine Spur davon, und das Ergebnis kam mit der Finanzmarktkrise, so wie es gerechterweise kommen musste, und mir flog so ziemlich alles um die Ohren, was ich in mühsamer Arbeit über 10 Jahre meinte aufgebaut zu haben.
Ich habe zwischen 2007 und 2009 ernsthaft mit den Konsequenzen dieser Niederlage – die mich fast ruinierte – gerungen und mir oft die Frage gestellt, warum ich mich so fahrlässig und gutgläubig in dieser alles entscheidenden Frage der richtigen Mitarbeiterauswahl und -betreuung gedrückt oder es schlicht und ergreifend ignoriert habe? Ich habe oft in dieser Zeit gezweifelt, ob ich überhaupt das Zeug dazu habe, ein echter Unternehmer zu sein, da ich offensichtlich eine katastrophale Schwäche in der Auswahl und Führung meiner Schlüsselmitarbeiter hatte und es mir gar keinen Spaß gemacht hat, mich dann von selbstgefälligen und fordernden, aber zu keiner unternehmerischen Verantwortung bereiten Kollegen laufend vorführen und beschimpfen zu lassen.”
Nun kenne ich diesen Unternehmer und ich weiß, er hat ein Glänzen in den Augen, und er ist durch und durch Unternehmer. Wir hatten letztes Jahr 40 000 Unternehmenspleiten. Die C-Unternehmer, die Dienst nach Vorschrift machen, die sind mittlerweile tot.
Aber ich weiß, was er sagen will: Wir Unternehmer kommen oft an den Rand unserer Möglichkeiten und da gibt es nur eines: Gott vertrauen, intensiv an der eigenen Persönlichkeit arbeiten und alles dran setzen, die besten Mitarbeiter zu finden, um das Schiff auf Kurs zu halten.